Ostern in Holland

Spring Cup / Medemblik: 06.-08.04.2007

von Thorsten Schmidt 12.04.2007

In Sicherheit gewogen

 

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lassen sie ihn raus?

Die Klimaerwärmung macht’s möglich: Sogar mit den kleinsten und gefährlichsten Schiffchen kann man jetzt bei schönstem Wetter, völlig unbehindert von Eisschollen, auf dem Isselmeer segeln und zwar Anfang April. Gut einen Monat früher als gewöhnlich trafen sich zwei Dutzend OK-Segler aus fünf Nationen zur ersten Weltranglistenregatta der nördlichen Hemisphäre 2007.

Immerhin 9 deutsche Teilnehmer machten sich auf den Weg zur Sternfahrt aus der gesamten Republik, sozusagen aus jedem Dorf ein Hund. Jule Kampfzwerg verzichtete auf Ecken und Kanten am Schiff und zeigte insbesondere der grünen dänischen Minderheit mit einer geliehenen Europe ihr erstes selbstgeschneidertes Q-Segel. Leider war nur ein Holländer am Start, aber Erik Vliegenhart, hatte mit seinem Team wie immer alles im Griff und sorgte für optimale Kurse, kurze Wartezeiten und faire Segelbedingungen. Am Karfreitag war Training bei 4 Bft und Sonnenschein für alle angesetzt, und so manches Material wurde getestet: Jörgen Holm testete sein natürlich grün gelacktes Gebrauchtboot, der Terrier hatte einen schönen neuen Mast vom Wittensse dabei, der lange Kölner ein neues Segel, Erik die legendere Charlieschüssel, aber mit Quantumantrieb und der eine oder andere Engländer/Pole sogar ein ganz neues Schiff. Abends bei Jack mit dem Bier in der Hand sah der Doktor wie der sichere Sieger aus: Höher und schneller sei er gewesen und überhaupt – wer sei schon Nick Craig- und ob Karsten nach so einer Klatsche nicht das ganze Training bereue ? Die üblichen Sprüche eben. Der nächste Tag sollte kommen und abends stand es fest: Die Wahrheit steht auf der Ergebnisliste !!!

 

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wird man davon auch satt?

Bei Bilderbuchwetter und 2 Bft wurden die normalen Kraftverhältnisse wiederhergestellt. Im ersten Lauf war Team Polen geschlossen vorne, im zweiten Dank eines gemeinsam begangenen Frühstarts von Hitz und Buttermilch triumphierten die Engländer dreifach. Glücklicherweise betrieben der Terrier und Thomas doch noch ein wenig Schadenbegrenzung. Alle drei Wettfahrten am Samstag waren trotz des wenigen Windes gut zu segeln und ohne große Schweinereien abgelaufen, so dass der kleine Kölner beim gemeinschaftlichen Pasta-Essen im Cafe Brakeboer als Gesamtvierter sehr zufrieden grinsen konnte. Jan Hartmann segelte ambitioniert im ersten Drittel, Ossi und Gutaussehen-Dame schlugen sich im Mittelfeld herum, und die beiden längsten Germanen litten still und leise am Ende des Feldes. In der Nacht wurden Eulen nach Athen getragen: Im Land der Radfahrer kamen Karsten Kath und seiner Freundin die Fahrräder abhanden—und damit auch die Lust noch weiter in Holland zu verweilen- verdammte Sauerei!

Sonntag war aber wieder Kaiserwetter, die Luft mit 4-5 Bft heftig in Bewegung und der Tag sollte zum Triumph für einen Ex-Radprofi werden. Karsten konnte durch überlegene Raumschots- und Vorwindgeschwindigkeit alle drei Läufe gewinnen. Seine Taktik war einfach: An der Luvtonne kurz hinter der Spitze sein, raumschots an allen vorbei schießen, auf den nächsten Kreuzen sich nicht einholen lassen und dazwischen jeweils den Vorsprung ausbauen. 1-2-3-fertig ist der Top-Favorit für die WM in Polen. Weil das auch für ihn selbst beeindruckend war, machte sich Karsten am Abend beim gemeinsamen Pizza-Essen so seine Gedanken: Zuviel Überlegenheit wird Nick vielleicht doch dazu reizen sein Trainingsprogramm noch auszuweiten—also lieber morgen ein bisschen langsamer segeln und den noch amtierenden Champion in Sicherheit wiegen- soweit der Plan. Damit dieser gelingen konnte war es aus irgendeinem Grund auch erforderlich, das an diesem Abend das gesamte deutsche Team um 22.00 in der Kiste lag. Nur Schön-Schöner-Dame und Flautenschmiddi hielten bei einer Gay-Salsa-Live-Band und übermütig durch die Kneipe schießenden Engländern durch. Immerhin bekamen die anwesenden internationalen OK-Segler den Preis für die beste Kostümgruppe, weil wir mit relativ durchdachtem Einsatz von Klopapier die Kleidungsgewohnheiten der gleichgeschlechtlich orientierten Musiker am besten nachahmen konnten.

 

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ist schon sommer?

Zurück zum Plan: Am nächsten Morgen wog Karsten mit Hilfe sehr zurückhaltend gesegelter Startkreuzen alle in Sicherheit und verhalf Nick C. zu einem ungefährdeten Gesamtsieg. Bei 3-4 Bft war es auch am Montag eine Freude in Medemblik zu segeln und im Nachhinein müssen sich alle die, die nicht da waren, fragen lassen, ob sie in der gleichen Zeit auch soviel Spaß gehabt haben. Aber nächstes Jahr ist ja wieder eine schöne Chance sich selbst und andere Leute in Sicherheit zu wiegen.

Grüsse Thorsten

 

 

ergebnisse

 

1 GBR 2116 Nick Craig -3 1 1 2 2 2 1 1
2 GER 727 Karsten Hitz 5 (ocs ) 5 1 1 1 2 2
3 GBR 2118 Terry Curtis -12 3 3 3 3 3 4 4
4 GBR 2110 Jonathan Fish -6 2 6 4 5 5 3 3
5 GER 731 Thomas Glas 4 (ocs ) 2 5 6 7 6 7
6 GER 737 Thorsten Schmidt 16 -19 12 6 4 4 5 5
7 POL 10 Janusz Stobinski 2 5 -19 12 9 6 8 11
8 GER 666 Jan Hartmann -14 8 8 7 11 10 9 8
9 POL 1 Tomasz Gaj 13 20 -22 8 7 9 7 6
10 DEN 1214 Jogen Holm 10 9 4 11 15 (dnc ) 14 10
11 GBR 2107 Mike Edwards 7 14 13 10 10 (dnc ) 10 9
12 POL 5 Darek Kras 1 11 -20 15 13 11 13 14
13 GBR 2117 Alex Scoles 8 6 10 13 8 (dnf ) 19 dnc
14 GBR 2100 Dan Ager -19 15 17 14 12 8 12 12
15 GER 607 Christian Heinze 11 4 7 9 17 (dnf) dnf dnc
16 GER 576 Ralf Tietje 15 17 15 -18 16 14 11 13
17 GER 688 Dirk Dame 17 10 18 16 14 12 15 (dnc)
18 GBR 9999 Neil Goodhead 9 7 11 (dnf) dnf dnc 17 17
19 BEL 214 Paul Verrijdt 18 13 9 19 18 (dnc ) 20 15
20 GBR 2104 Deryck Lovegrove -21 12 16 17 20 13 16 18
21 GER 695 Erik Bork 20 18 -21 20 19 15 18 16
22 GBR 2053 Alan Atkin 23 16 14 (dnf) dnc dnc dnc dnc
23 BEL 220 Ronny Poelman 24 21 23 21 21 (dnc) dnc dnc
24 GER 728 Karsten Kath 22 22 (dnf) dnc dnc dnc dnc dnc