Meister der Meister 2019
von Olli Gronholz 15.11.2019
Nachdem ich am Steinhuder Meer überraschend Deutscher Meister geworden bin, wurde ich vom Hamburger Segel-Club zur Regatta „Meister der Meister“ eingeladen. Bereits vor 14 Jahren habe ich mit meinem Bruder und Andreas Pich an dieser Regatta teilgenommen. Damals wurde auf Streamline Schiffen mit Trapez und Gennaker gesegelt. Um es kurz zu machen: Wir sind damals Vorletzter geworden. In diesem Jahr sollte alles besser werden. Wir hatten schließlich etwas gut zu machen.
Die Voraussetzungen waren eindeutig besser. Gesegelt wurde auf J-70 Schiffen, bekannt aus der Segel Bundesliga. Es sollte ohne Gennaker gesegelt werden und im Trapez kann man bei den Schiffen auch nicht stehen – Da kann doch eigentlich nichts mehr passieren. Insgesamt teilten sich 32 Crews 8 Schiffe und die Besatzungen wurden jeweils mit Schlauchbooten zu den Schiffen zum Crewwechsel gefahren. Dies hat den Ablauf sehr beschleunigt, so dass insgesamt 36 Wettfahrten in der Vorrunde gesegelt wurden, neun für jede Crew.
Gänzlich unvorbereitet nahmen wir unser Schiff für die erste Wettfahrt in Empfang. Glücklicherweise mussten wir bei ca. 30 Knoten Wind nicht auftakeln und aus dem Hafen segeln, sondern konnten auf dem Wasser einfach übersteigen. Nach fünf Minuten Einsegelzeit ging es auch schon los. Jedenfalls war da irgendeine Flagge oben – Wie sich kurz danach herausstellte, waren es nur noch 2 Minuten. Wie in einer Jolle haben wir uns in Lee an die Linie gelegt und gewartet. Die Fahrt war komplett aus dem Schiff raus, wir trieben wahnsinnig ab und das Ruder war wirkungslos. Noch 10 Sekunden, Segel dicht, Fock raus, die Tonne kriegen wir bestimmt noch…. Natürlich haben wir die Tonne nicht mehr bekommen, wir konnten auch nicht wenden, da 7 Schiffe über uns waren, also sind wir über die Starttonne rübergefahren. Eine schnelle Halse und hinter den anderen alleine auf die andere Seite fahren – Das war der Plan. In der Realität haben wir mit dem Manöver die Tonne um den Kiel gewickelt und hingen nun total fest. Bei ca. 30 Knoten Wind und Druck in den Segeln muss man konstatieren, dass die Tonne diesem Druck standgehalten hat. Jedenfalls haben wir den Zuschauern großes Kino geliefert. Gerettet wurden wir von einem Gummiboot und haben in der ersten Wettfahrt schon mal 9 Punkte eingefahren.
In den nächsten Wettfahrten haben wir uns ans Boot gewöhnt und sind zu zurückhaltend gesegelt. Die Platzierungen 7,8,7 zeugen von allerlei Missgeschicken: Achterstag auf der Kreuz vergessen, deshalb viel zu viel Druck im Segel, Traveller rausgerauscht, Höhe verloren, Wende zu überhastet, falsche Richtung, am Want festgehalten, deshalb Strafkringel drehen (Stand in der Segelanweisung, hätte man mal lesen sollen.) Später klappten die Starts besser und auch das Bootsgefühl stellte sich langsam ein, so dass der erste Tag mit zwei fünften Plätzen zu Ende ging. Ich dachte nur: „Hoffentlich segelt meine Crew morgen auch noch mit mir.“ Wir waren Vorletzter – Wiedergutmachung für die 14 Jahre alte Schmach sieht anders auch. Punktgleich hinter uns die Teeny Deutschen Meister, 4 ca. 14-jährige Jungs, die auch gut segeln können.
Am zweiten Tag bei ähnlichen Bedingungen gelang uns nach gutem Start und verbesserter Wendetechnik auch noch ein zweiter Platz. In der letzten Wettfahrt wollten wir direkt am Schiff starten. Da muss sich doch eine Lücke auftun, wenn die anderen anziehen. Die Lücke kam nicht. Wir wurden am Startschiff abgestreift, haben gewendet, gehalst und sind dann hinter den anderen hergefahren. Bei nur ca. 12 Minuten Wettfahrtdauer war dieser Fehler nicht mehr aufzuholen. So wie die Regatta begann, ging sie für uns auch zu Ende.
Letztendlich sind wir 28. geworden und waren somit nicht mehr Vorletzter. Dennoch hat es Spaß gemacht und war eine schöne Erfahrung, da sich die J-70 sportlich segeln lassen und auch deutlich schneller sind, als die gewohnte OK-Jolle.
Grüße
Olli