Ist alles etwas anders

WM-Telegramm Tag 4

von Sönke Behrens 01.03.2024
Während man zur Kieler Woche nach mehr als 6 Stunden auf dem Wasser mindestens eine halbe Stunde in der Wasahalle unter der warmen Dusche steht um die kalten, steifen Knochen zu wärmen, dreht man in Brisbane den Hahn auf kalt um sich nach der Hitze und der gnadenlosen Sonne endlich mal abzukühlen.
Ist alles etwas anders in Down Under!

Segelgötter aus Skandinavien mit den Deaves-Twins und Greg. Die wollten sich offensichtlich alle von der Baywatch-Lady retten lassen…

Nach dem Lay Day gestern, den die meisten für Ausflüge, Reparaturen  oder einfach zur Entspannung genutzt haben, ging es heute wieder aufs Wasser mit geänderten Vorzeichen. Mit neuer Windrichtung aus Ost und nur 6-8 Knoten Wind hat der Wettergott die Karten noch mal neu gemischt. Vor den Rennen wurde gefachsimpelt wie sich die Strömung um die Insel vor unserer Regattabahn auf das Geschehen auswirken würde und welche Seite dadurch wohl Vorteile bieten würde.

Die Insel in der Mitte ist Green Island

Die Strömung fließt bei ablaufendem Wasser sowohl nördlich und auch südlich um die Insel und damit sind Inner- und Outer-Loop völlig verschieden. Direkt vor “Green Island” ist dann eine Zone ohne große Bewegung. Bisher lag die erste Luvtonne immer mehr südlich der Insel und heute zum ersten Mal  am nördlichen Ende in der Nähe des “Nick`s Point”.

Ob sich der Führende in der Gesamtwertung, der Engländer Nick Craig durch die gleichnamige Landmarke in irgendeiner Weise hat irritieren lassen (Australische Loreley?) ist mir nicht bekannt.  Jedenfalls hat er sich im ersten Lauf einen 20. Platz eingefangen und damit trotz seines Sieges im zweiten Rennen die Spannung vor dem Finaltag noch einmal erhöht.

Überhaupt war das Segeln heute schon sehr nervenaufreibend und es drehte auf den Kreuzen permanent hin und her. Man musste nach Druck segeln und die Kanten richtig erwischen. Der sicherste Weg war irgendwie durch die Mitte zu kreuzen, vor allem aus den beiden Ecken war es sehr schwer wieder zurück zukommen. So hat es einige Segler, die bisher konstant mit vorne waren mit Platzierungen in den 30ern erwischt.

Nach dem Schwedentag vorgestern waren heute die Dänen besonders erfolgreich und sind in der Gesamtwertung jetzt mit drei Seglern unter den ersten Zehn vertreten. Ob der Tag der Deutschen morgen kommt?

Unser Team hatte heute einen durchwachsenen Tag. Einzig Greg  konnte mit den Tagesplatzierungen 4 und 17 einigen Boden gut machen und liegt als 15. immer noch in Schlagdistanz zu den “Krawatten”. Den 17. trennen gerade mal 9 Punkte vom 8. Platz der Gesamtwertung.

Es war heute wirklich nicht einfach auf dem Wasser, auch weil es praktisch keine Abkühlung durch Spritzwasser gab und ich zum ersten Mal nicht genügend zu trinken dabei hatte. Der Wind ist bei diesen Temperaturen jenseits der 30° wie ein chaotisch hin und her schwenkender Fön, der einen zusätzlich richtig austrocknet. Immerhin leiden gerechterweise wieder mal alle unter den Bedingungen und der leichte Wind hat immerhin den Charme, dass der eine oder andere der schweren Jungs,  der jetzt vor mir liegt sich auch noch hohe Punkte einfahren kann.

Trotzdem hoffe ich, dass wir morgen noch mal etwas mehr Wind haben und zum Abschluss noch zwei schöne Wettfahrten segeln können, getreu unserem Motto “Fun first, results second”.

Leider sagt die Vorhersage für morgen ähnliche Bedingungen wie heute voraus, so dass im Titelrennen ein echter Krimi zu erwarten ist.

Ach so: Das mit den Seekühen habe ich mir zwischenzeitlich komplett abgeschminkt. Immerhin habe ich die Dugongs in Sydney im Aquarium schon bewundern können…

Ergebnisse

Video des Tages