Nick Craig gewinnt die WM

WM-Telegramm Tag 5

von Sönke Behrens 03.03.2024
Der Finaltag der OK-WM 2024 mit den beiden entscheidenden Rennen, der sich anschließenden Container-Verpackungsorgie und der Siegerehrung liegt jetzt hinter uns. Und was war das für ein fantastischer Segeltag und ein würdiger Abschluss für das Event!
Am letzten Tag meinte der Wettergott es noch einmal richtig gut mit uns und erstmals zeigte sich das Revier von der Seite, die die Lokals erwartet hatten. “Usually it`s not like this” ist ja schon ein geflügeltes Wort bei OK-Weltmeisterschaften.
Bei Wind aus Nord bei 10-12 Knoten ging es zur Startbahn und es sollte noch deutlich zulegen, angeheizt durch die Thermik. Nicht nur, dass es ein schöner Segeltag werden sollte, ich habe doch tatsächlich vor dem Start ein Dugong gesehen und Ossi hat gestern eines mit dem Schwert touchiert, dass dann auch noch böse aus dem Wasser lugte.

Dugong oder Seegrass, was hängt denn da im Schlepptau?

Jetzt klappte es auch langsam besser mit den Starts. Die Linie hing soweit durch, dass ich mich endlich auch mal traute deutlich vor dem Feld anzuziehen. Jetzt müsste es auch noch gelingen die Höhe der anderen halten zu können…
Zweimal musste ich auf der Startkreuz bei Andy Davis wegwenden, weil ich die Höhe nicht hatte. Andy selbst wurde von Nick Craig kontrolliert, das Match um den Titel war also voll im Gange.
Das nutzte Roger Blasse und rundete die Luvtonne als Zweiter hinter Mark Jackson und konnte anschließend das Rennen gewinnen. Dadurch war Roger im Zwischenklassement Zweiter und hatte Andy überholt, während Nick weiter mit gewissem Sicherheitsabstand führte.

Ronald rauschte leider die Schot an der Kreuz aus und er ging unfreiwillig baden. Ossi und ich hielten uns im ersten Drittel. Mein Speed auf Reach und Run halfen mir immer wieder den Anschluss nach vorne herzustellen. Ich wundere mich im Nachhinein, warum so wenige den Strom berücksichtigt haben auf dem letzten Raumgang und nicht tiefer segelten um die Abdrift einzukalkulieren. Das alles hilft aber auch nicht, wenn ich dann die Zielkreuz versemmle und dabei fünf Boote durchwinke. Nach vorne ging nicht mehr viel im Gesamtklassement und ich denke wir alle haben uns auf den Spaß konzentriert, unser Bestes gegeben und den letzten fantastischen Segeltag genossen.

GER 77 endlich in der ersten Reihe ;)

Der zweite Start klappte erst nach Gesamtrückruf mit Black Flag. Durch einen Linksdreher war das Pin End bevorteilt und wir legten direkt mit dem Start um auf Steuerbordbug, zumindest wer konnte. Diesmal fühlte im Kampf um Platz zwei Andy Roger “auf den Zahn” und ließ diesen nicht von der Leine. Nick war allen Angriffen schon an der Luftonne enteilt und segelte konzentriert, aber letztlich ungefährdet seinem sechsten WM-Titel entgegen.

Zum sechsten Mal Weltmeister: Nick Craig

Andy lag zu diesem Zeitpunkt knapp vor Roger und nach eigener Aussage war der Australier beim Versuch zu überholen “to enthusiastic”, sodass er wegen Body Pumping das zweite Mal in der Serie die gelbe Flagge sah und das Rennen aufgeben musste. Immerhin behauptete Roger seinen dritten Gesamtplatz mit einem Punkt Vorsprung vor dem Neuseeländer Steve McDowell, der das letzte Rennen gewann.

Punktlandung für Greg Wilcox

Während sich auf den vorderen Plätzen nichts mehr änderte, bot der Kampf um die Krawatten gute Unterhaltung. Die Liste wurde nochmal ordentlich durcheinander gewürfelt, Konstanz war jetzt gefragt und Greg hat das am besten gemeistert und sich mit minimalem Vorsprung den zehnten Platz gesichert. Die Dänen hatten keinen glücklichen Tag und alle drei, die bis zum Vortag noch unter den ersten 10 waren sind durchgereicht worden.

So endet wieder eine tolle Veranstaltung. Die Container sind gepackt und im Royal Queensland Yacht Squadron kehrt der Alltag ein. Unser kleines deutsches Team hatte hier eine wunderbare Zeit und das Resümee von uns hat sich vom Frust nach dem Container-Hickhack zu “Don`t worry, be happy” gewandelt. Vielleicht haben die Berichte von uns den einen oder anderen motiviert bei der nächsten Veranstaltung in Übersee Geld, Zeit und Mühen nicht zu scheuen und daran teilzunehmen.

Sofern wir sportliche Ziele hatten sind diese nicht ganz erreicht worden. Ich wäre gerne unter die ersten 20 gesegelt und Ossi hatte Platz 25 angepeilt. Vielleicht hätte mir in der Vorbereitung die Australische Meisterschaft geholfen, aber das seglerische Niveau war wieder hoch und die anderen haben teils erheblichen Aufwand in der Vorbereitung betrieben.

Andy Davis erzählte, dass Nick und er den ganzen Winter hindurch trainiert hätten und wenn er selbst schon aufhören wollte hat Nick noch eine Kreuz dranhängen wollen. Das kommt mir sehr bekannt vor aus der Zeit als Karsten Hitz Weltspitze war und beim gemeinsamen Training auch nie genug bekommen hat. Mit soviel “quality time on the water” wie Nick es in seinem Buch schreibt ist es nicht verwunderlich, dass die beiden Engländer hier so exzellent gesegelt sind und verdient die beiden ersten Plätze belegt haben.

Heute Abend geht mein Flieger und so schön die Zeit in Australien auch war, freue ich mich jetzt wieder sehr auf zu Hause.

Ergebnisse

WM-Fotos