Fliegender Wechsel am 05.09.2023
von Stefan Hoffmann 20.01.2024
Die Euro rückt näher und ein paar geplante Einheiten sind Handwerkern, heiratenden Söhnen, länger bleibenden Gästen oder der ständigen Flaute auf dieser bayrischen Pfütze zum Opfer gefallen. Irgendwann sind uns die Götter der Terminfindung doch noch hold und gegen 16:30 schaffe ich es nach Tutzing raus. Beim Umziehen werde ich an alte Erkenntnisse aus früheren Tagen erinnert, Neoprenschuhe trocknen gar nicht innerhalb einer Woche im Keller. Ein schönes Hobby diese Segelei denke ich als mein Fuß in den kalten, nassen Schuh mit einem schmatzenden Geräusch schlüpft.
Wir machen wieder einen fliegenden Wechsel. Auf dem See liegt ein Kurs für eine 5.5er Regatta, den man mit etwas Rücksicht zum Training missbrauchen kann. Es liegt eine erste Spur von Herbst in der Luft. Tief fliegende Wolken, etwas Regen, Seenebel und so ca. 8-10 kn aus NNO geben der Kulisse ein leicht geisterhaftes Ambiente. Außer den paar 5.5ern ist keine andere Seele auf dem Teich. Das ist genau mein Wetter und ich fahre ein paar Kreuzen und Vorwinder. Es gibt sogar ein wenig Wellen und man kann gelegentlich ein wenig anhängen. Ich konzentriere mich dieses mal eher auf Dreher als auf die die Technik und freue mich über die ein oder andere gesurfte Welle oder gut erwischte Dreher. Ist schon was anderes wenn Tonnen liegen, man merkt erst wie schnell man aus der Richtung fährt wenn man es mit Abfallen oder Anluven auf dem Vorwind übertreibt. Mir kommen die Worte meines langjährigen Trainingspartners Simon in den Kopf. Wie sagte er noch immer so passend? „Es gibt keinen schnellen Vorwind ohne Tonne“.
Die Zeit fliegt nur so dahin, sind das wirklich schon fast 2 Stunden? Na gut, noch mal hoch und runter und dann raum zum Hafen. Ich fahre die Leetonnenrundung einmal links und einmal rechtsrum und dann auf dem hohen Bug nach rechts raus. Plötzlich hebt sich der Seenebel, die Sonne scheint kurz durch die Wolken, der Wind nimmt zu und vor mir erscheint eine Böe. Das Vorliek fällt ein und ohne nachzudenken oder auch nur auf den Kompass zu schauen wende ich sofort. Das Boot kommt unglaublich hoch aus der Wende, ich springe rüber und völlig intuitiv rasten die Beine in der Hängeposition ein. Ein kurzer Zuppler am Cunningham und raus mit dem Oberkörper. Wie an der Schnur gezogen zieht die Kiste im immer weiter rechtsdrehenden Wind die Kante hoch und ich kann mit vollem Druck hängen. Der Mast lässt kein µ vom Druck entwichen und ich habe das Gefühl wie festbetoniert in der Kiste zu hängen. Zum Glück sind es nur ein paar Minuten bis zur Luvtonne, bei aller Euphorie und Muskelgedächtnis sind es dann schon ein paar Jahre seit ich mal richtig hängen musste. Wenn es überhaupt noch irgendeinen Funken Überzeugung gebraucht hätte, das war er gerade!
Ich fahre noch den Vorwind halb runter und nutze den Druck um mal einen tiefen Raumgang Richtung Hafen auszuprobieren. Am Steg sitzt schon Murks und wartet darauf sein Schiff wieder in die Hände zu bekommen. Man merkt es schon so ein bisschen zwischen den Zeilen, den Wind hätte er auch gerne genutzt so kurz vor der EM. Ich habe das Gefühl „So oft du willst“ ist jetzt langsam mal erreicht.
Zeit für ein eigenes Boot, wie war das noch mit der OK-Jolle der Klassenvereinigung?
..wird fortgesetzt