Bootsbau-Tagebuch von Michael Nissen
17.05.2021
Sämtliche Löcher für die Beschläge sind – nach gebührlicher Überlegung- ins Deck gebohrt und die erste Lage Epoxi ist aufgetragen. Sieht echt schön aus.
Nachdem das Deck jetzt geschützt ist, wird das Boot umgedreht und das Unterwasserschiff bearbeitet.
Wie schon vermutet, bringt die angebrochene Bodenplanke Arbeit mit sich. An der Stelle war eine leichte Beule nach außen, die ich weghobelt habe. Auch die diversen Löcher müssen von außen – mehrfach- verspachtelt werden. Das ist zeitaufwändig wegen der langen Epoxi-Trockenzeiten. Das Epoxi wird jetzt nicht mehr Baumwollflocken verdickt für größere Härte sondern mit Microballoons, um ein leichteres Schleifen zu ermöglichen. Die Deck/Plankenecke muss gehobelt werden. Wieder einmal mehr Arbeit als gedacht.
Und natürlich es ist die erste Gelegenheit, das Werk einmal zur Kontrolle zu vermessen. Die Base-Line ist installiert. Da das Boot nicht mehr waagerecht liegt, müssen jetzt alle Maße im Rechten Winkel zur Baseline genommen werden. Das habe ich am Anfang nicht richtig beachtet und damit falsche Maße für die Bugform erhalten. Mehrere schlafarme Nächte folgten, bis der Fehler entdeckt war: das Boot war richtig, die Messung war falsch.
Das Öffnen des Schwertkastenschlitzes ist mir gründlich missglückt. Ein Tiefpunkt meiner handwerklichen Karriere! Ich weiß auch nicht, was da mit mir los war. Völlig planlos. Das Boot ist natürlich nicht zerstört, aber es sind einige unnötige und zeitaufwändige Nacharbeiten erforderlich, um den unteren Rand des Kastens wieder in Form zu bringen. (Krass unvorteilhafte Bilder werden von mir nicht veröffentlicht).
Nach einem Anstrich Epoxi kommt jetzt die “Unterhose” (2x 160gr. Glasgewebe über die Außenhaut) dran. Die schon installierten Gewindebuchsen für die Ruderbeschläge waren geschützt durch die eingedrehten Gewindeschrauben. Jetzt wird da Kerzenwachs zum Schutz reingerieben, wenn das Glasgewebe darüber kommt. Das letzte Bild zeigt das Boot mit “Unterhose”. Das sieht nicht viel anders aus als vorher, das Glasgewebe ist aber an der Deckskante sichtbar.
So einen Überzug habe ich zum ersten Mal gemacht. Leider haben wir viel zu reichlich Epoxi in das Gewebe reingerollt. Dadurch sind neben den Überlappungen auch zahlreiche Buckel entstanden, die jetzt wieder weggeschliffen werden müssen. Wir haben das Gewebe von hinten nach vorn auf die vorgestrichene aber trockene Außenhaut aufgebracht. Ein Meter Breite reicht genau für eine Hälfte Boot und einem Miniüberstand in der Mitte. Aber die Rundung des Bootes in der Seitenplanke erfordert mehrfaches Einschneiden des Gewebes um Falten zu vermeiden. Entweder überlappen oder rausschneiden. Zuviel Ehrgeiz bei dem Wegrollen von überschüssigem Material führt nur zu Buckeln! Insgesamt würde ich für diese Arbeit eine 4- vergeben. Es bleibt eine Menge Arbeit mit schleifen und spachteln.
Mehrere Schleif- und Spachtelgänge hintereinander sind natürlich schwierig fotografisch-inhaltlich von einander zu unterscheiden. Ich bereite damit schon einmal auf die Fotos der kommende Woche vor.
P.S.: Nach dem Anpassen der “Unterhose” habe ich eine Kontrollwiegung mit einer Präzisionswaage vorgenommen: 53,0 kg. 3,6kg weniger als durch die Logge angenommen.
P.P.S.: Ich habe für die Halbmodell-Regatta in Steinhude am 5.-6.6. gemeldet. Ein bisschen Druck und Optimismus muss sein.
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