Die Entscheidungen der AGM in Melbourne und die Folgen für die deutsche KV
Einleitung
Die AGM-Sitzung findet jährlich während der OK-WM statt und ist eine Versammlung des Vorstands der internationalen Klassenvereinigung OKDIA und der Vertreter der nationalen Klassenvereinigungen. Dieses Gremium stimmt über eine vorher veröffentlichte Liste (Agenda) von Vorschlägen und Änderungsanträgen ab, die sich mit Regelungen rund um das OK-Segeln beschäftigen.
Die Ergebnisse der letzten AGM während der WM in Melbourne sind veröffentlicht worden und haben insbesondere in finanzieller Hinsicht auch für uns als nationale Klassenvereinigung erhebliche Konsequenzen. Daher sehen wir als Vorstand die Notwendigkeit bereits vor der nächsten Hauptversammlung während der IDM in Potsdam (01.10- 04.10.2015) eine Diskussion mit allen aktiven und passiven KV-Mitgliedern zu führen.
Grundlage der letzten AGM-Entscheidungen war die „Strategic Roadmap“ ein Zukunftspapier zur weiteren Entwicklung der OK-Klasse, das bereits im Februar 2014 veröffentlicht wurde. Auch wir in Deutschland haben uns damit beschäftigt, siehe den Beitrag vom 31.8.2014 und auch im Forum wurde kontrovers diskutiert.
Jetzt endlich liegt die Roadmap in deutscher Übersetzung vor und wurde bereits vor wenigen Tagen auf der Homepage veröffentlicht. Auch wenn dieser Text viele Seiten lang ist lohnt sich die Lektüre aus Sicht des Vorstands unbedingt, weil es um einschneidende Veränderungen in der internationalen Klassenpolitik geht von der jeder einzelne OK-Segler betroffen ist. Mit der Übersetzung schaffen wir die Grundlage für eine möglichst breite Diskussion im Forum.
Die deutsche KV hat bei der AGM einigen der Vorschläge aus der Roadmap zugestimmt. Trotz eines uneinheitlichen Meinungsbildes gab es bei den meisten Nationen die Überzeugung, dass die Roadmap als Gesamtkonzept mehr Chancen als Risiken in sich trägt. Im Folgenden werden die Abstimmungspunkte mit Bezug auf die Roadmap dargestellt.
Wichtige Ergebnisse der AGM:
Vorschlag 1: Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für die OKDIA auf 10 oder 15 Pfund pro Segler/Jahr.
Drei Mitglieder der AGM waren für eine Beitragssteigerung auf 15, die Mehrheit bevorzugte einen neuen Jahresbeitrag von 10 Pfund.
Der Vorschlag wurde mit 8 (NED, POl,DEN,GBR,AUS,NZL,GER,USA) zu 2 (FRA,SWE) angenommen.
Hintergrund: Bisher betrug die jährliche Abgabe der KV an die OKDIA pro Mitglied 1,50 Pfund ab dem 30igsten Mitglied gab es einen kleinen Rabatt. Diese Abgabe der nationalen KVen stellt für die OKDIA die Haupteinnahmequelle dar.
Vorschlag 2: Einführung von gebührenpflichtigen Labels beim Kauf von neuen Masten und Segeln
a) Jedes nach Januar 2016 hergestellte Segel muss wenn es bei Regatten verwendet wird ein Segellabel tragen, das der Segelmacher in Höhe des Segelhalses anbringt. Die Kosten betragen 10 Pfund
Der Vorschlag wurde mit 8 (NED,SWE,DEN,GBR,AUS,NZL,GER,USA,POL) zu 1 (FRA) angenommen.
b)Erhöhung der Gebühr für die bereits eingeführte Mastplakette auf 10 Pfund
Der Vorschlag wurde mit 8 (NED,SWE,DEN,GBR,AUS,NZL,GER,USA,POL) zu 1 (FRA) angenommen.
Hintergrund: Mit der Neueinführung/Erhöhung dieser Abgaben soll die finanzielle Situation der OKDIA verbessert werden. Die Gebühr wird auf den Verkaufspreis von Mast/Segel aufgeschlagen und dann vom Hersteller an die OKDIA abgeführt.
Vorschlag 3: Erhöhung der Baulizenzgebühr für ISAF-Plaketten auf 65 Pfund
Der Vorschlag wurde mit 8 (NED, POl,DEN,GBR,AUS,NZL,GER,USA) zu 2 (FRA,SWE) angenommen.
Hintergrund: Diese Gebühr betrug bisher 40 Pfund und ist im Vergleich zu vielen anderen Klassen immer noch eher niedrig.
Vorschlag 4: Erhöhung der Abgabe pro WM-Teilnehmer auf 25 Pfund
Der Vorschlag wurde mit 9 (NED, POl,DEN,FRA,SWE,AUS,NZL,GER,USA) zu 1 (GBR) angenommen.
Hintergrund: Bisher führte der WM-Veranstalter 10 Pfund pro Teilnehmer vom Meldegeld an die OKDIA ab.
Vorschlag 5: Einführung einer Abgabe bei EM und Interdominions pro Teilnehmer
Der Vorschlag wurde mit 4 dagegen (GBR,NZL,AUS,USA) 2 für 10 Pfund (GER,FRA) 4 für 25 Pfund (SWE,NED,POL,DEN) zunächst abgelehnt zur Wiedervorlage.
Hintergrund: Der Vorschlag wurde abgelehnt, weil es Befürchtungen gab, dass insbesondere Teilnehmer aus den neuen Ländern der südlichen Hemisphäre zu stark belastet würden. Geplant ist in Zukunft eine Pazifikmeisterschaft durchzuführen statt der bisherigen Interdominions. Da die durchschnittlichen Reisekosten für die Teilnehmer deutlich höher ausfallen als in Europa sollen zusätzliche Gebühren vermieden werden.
Vorschlag 6: Weltmeisterschaften können in Zukunft offen ausgeschrieben werden, wenn der ausrichtende Verein und die OKDIA zustimmen.
Der Vorschlag wurde mit 10 (NED,POl,DEN,FRA,SWE,AUS,NZL,GER,USA,GBR) zu 0 angenommen.
Hintergrund: Bisher galt eine Höchstteilnehmerzahl von 80. Nur in Ausnahmefällen, wie zuletzt bei der EM in Steinhude oder davor bei der WM in Vallensbaek durfte diese Zahl nach gesondertem Antrag überschritten werden. In Zukunft sollen bei wachsener Zahl von OK-Seglern weltweit möglichst viele auch an den internationalen regattahöhepunkten teilnehmen können. Das kann aber bedeuten, dass wir uns in Zukunft daran gewöhnen müssen in Gruppen zu segeln.
Vorschlag 7: Die Begrenzung von Mitgliedern der OKDIA auf maximal 2 pro Nation streichen aus der Verfassung der OKDIA
Der Vorschlag wurde mit 3 dafür (NED,FRA,AUS) 6 dagegen (POL,SWE,GBR,NZL,USA,GER) abgelehnt.
Hintergrund: Im Gremium der OKDIA dürfen bisher maximal 2 Vertreter aus einer Nation sitzen um den Einfluss einer einzelnen Nation nicht zu groß werden zu lassen. Diese Regelung gilt auch weiterhin.
Vorschlag vom technischen Komitee: Zusatz zur Verfassung der OKDIA in Abschnitt 6. 15
Regeländerungen:
a) alle Vorschläge die Klassenregeln betreffen müssen mindestens 4 Wochen vor der Deadline der AGM dem Technischen Komitee vorgelegt werden.
b) Das technische Komitee kann Vorschläge zur Änderung der klassenregeln modifizieren und auch eine eigene Empfehlung abgeben, ob der Vorschlag angenommen wird oder nicht.
c) Wenn das Technische Komitee sich gegen einen Vorschlag zur Klassenregeländerung ausspricht, muss dieser dennoch der AGM zur Abstimmung vorgelegt werden. Das technische Komitee kann aber eine Note einreichen und eine Empfehlung zur Ablehnung des Vorschlags machen.
Der Vorschlag wurde mit 8 (NED,POL,AUS,NZL,GBR,SWE,GER,USA) zu 0 angenommen.
Hintergrund: Das technische Komitee ist ein Ausschuss von zurzeit 14 Mitgliedern. Der Vorsitzende ist gleichzeitig auch Mitglied des OKDIA-Gremiums. Für Deutschland ist Christian Hartmann in diesem Ausschuss. Aufgabe dieses Ausschusses ist es die Klassenregeln an die Entwicklungen des modernen Bootsbaus anzupassen aber auch Fehlentwicklungen zu verfolgen. Regeländerungen werden sehr häufig im technischen Komitee vorbereitet und dann ausgearbeitet zur Abstimmung bei der AGM. Das Technische Komitee kann selbst nicht abstimmen. Vorschläge zu Klassenregeln können aber auch von nationalen KVen zur Abstimmung eingereicht werden (zuletzt von der dänischen KV zur Bauweise des Cockpit-Bodens). Da es bisher keine Regelungen für Handlungsabläufe in solchen Fällen gab sind diese jetzt in der Verfassung der OKDIA festgelegt worden.
Das gesamte Protokoll der AGM mit allen weiteren Beschlüssen hinsichtlich der Klassenregeln findet Ihr hier im Original.
Bewertung:
Die ersten 5 der oben aufgeführten Abstimmungspunkte beschäftigen sich mit finanziellen Aspekten und Gebührenerhöhungen. Gemessen an den Aufgaben ist die OKDIA seit Jahren erheblich unterfinanziert. Daher ist es kein Wunder, das gerade im Bereich Finanzen die ersten Reformen der OKDIA durchgesetzt werden. Weil es aber nicht nur darum geht eine jahrelange Unterfinanzierung auszugleichen oder ein “Reförmchen“ auf den Weg zu bringen fällt die Gebührenerhöhung auch gleich drastisch aus. Um den großen Wurf zu landen und wirklich eine Reform zu initiieren ist eines der langfristigen Ziele die Einführung eines bezahlten Managements für die OKDIA. Keiner kann zum heutigen Zeitpunkt sagen, ob das Konzept der Roadmap zum Erfolg führt, aber es ist ein mutiger Schritt und der Versuch einer wirklich tiefgreifenden Veränderung der internationalen Klassenstruktur. Vielleicht führt die Roadmap dazu auch in Konstanz, Hamburg und Potsdam mehr OK-Jollen an die Linie zu bringen.
Wir bezahlen diese Chance mit unseren Beiträgen. Etwa 2 Euro unseres Jahresbeitrags von zurzeit 35 Euro sind bisher an die OKDIA geflossen, in Zukunft werden 13,50 Euro pro Mitglied fällig. Die weiteren oben genannten Änderungen betreffen uns beim Kauf von neuen Booten und Equipment oder bei einer WM-Teilnahme und fallen meist im Verhältnis zum Kaufpreis oder den Reisekosten nicht ins Gewicht. Wirklich bedeutsam für die Klassenvereinigung ist der Mitgliedsbeitrag an die OKDIA, der ab sofort mehr als ein Drittel der Einnahmen verbraucht. Der Kassenwart wird in Kürze dazu im Forum Stellung nehmen und wir bitten alle aktiven aber auch die vielen passiven zahlenden KV-Mitglieder um Beteiligung an der Diskussion. (Zugang zum Forum erhält jedes KV-Mitglied nach formloser Nachfrage beim Webmaster per Email)
Die in Melbourne beschlossenen Veränderungen zeigen übrigens schon erste Früchte. Vor wenigen Tagen ist der erste E-Newsletter mit internationalen Nachrichten verschickt worden. Abonnieren kann das jeder kostenfrei über den unten angegebenen Link.
Wir wollen und müssen nach den Entscheidungen der AGM nun die Zukunft der OK-Klasse neu gestalten und wir hoffen auch in Deutschland auf eine große Bereitschaft zum Mitmachen und aktiven Gestalten.
Eine schöne Segelsaison 2015 wünscht
Der Vorstand Februar 2015
Hilfreiche Links:
Roadmap Originaltext
Roadmap in deutscher Übersetzung
Vollständiges Protokoll der AGM Melbourne im Original
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